Dichter des Monats: John Bunyan (1628–1688)

Im August stellt Poesi mit John Bunyan einen älteren britischen Lyriker in den Fokus.

Der Schriftsteller und christliche Prediger Bunyan starb am 31. August 1688 in London. Er ist vor allem bekannt für seinen barocken Roman The Pilgrim’s Progress von 1678, das bis heute in über 200 Sprachen übersetzt wurde. Es ist eine allegorische Beschreibung des christlichen Glaubensweges hin zur Erlösung durch Gott nach dem Tod.

Lyrische Momente als Teil der Prosa

Obwohl dieses Werk der Weltliteratur vor allem in Prosa verfasst wurde, ist es doch immer wieder mit lyrischen Passagen durchsetzt, von denen auch einige in der App zu finden sind. John Bunyan weist sich in ihnen als versierter Dichter aus, der mit unterschiedlichen Versmaßen und Reimtypen umgehen kann – und auch durchaus zu Späßen aufgelegt ist. Typisch ist auch die barocke Rhetorik der Gegensätze, etwa in diesem kleinen Sinnspruch:

What Danger is the Pilgrim in,
How many are his Foes,
How many ways there are to Sin,
No living Mortal knows.
Some of the Ditch, shy are, yet can
Lie tumbling in the Myre:
Some tho they shun the Frying-pan,
Do leap into the Fire.

Wer deutsche Barockgedichte, etwa von Andreas Gryphius, kennt, der merkt sofort: Auch die Gottesfürchtigkeit der Epoche macht Bunyans Werk aus. Gott kann richten, ohne dass der Mensch weiß warum. Deshalb ist das Leben so unbedeutend – aber zugleich wiederum wichtig, um sich für das Jenseits zu wappnen. Das betont auch eine andere lyrische Passage des Pilgrim’s Progress:

O world of wonders! (I can say no less)
That I should be preserv’d in that distress
That I have met with here! O blessed bee
That hand that from it hath delivered me!
Dangers in darkness, Devils, Hell, and Sin,
Did compass me, while I this Vale was in:
Yea, Snares, and Pits, and Traps, and Nets did lie
My path about, that worthless silly I
Might have been catch’t, intangled, and cast down:
But since I live, let JESUS wear the Crown.

Hier wird das Leben wegen Gott als lebenswert gefeiert. Der Sprecher findet: Wir leben in einer „world of wonders“. Die Natur wird in Form der Biene als glücksbringend charakterisiert. Aber das größte Wunder ist das Leben selbst, das Jesus Christus als Gottes Sohn verkörpert und zugleich verbürgt. Deshalb wird dieser auch abschließend als König gefeiert.

Solche Lobpreisungen Gottes, gepaart mit (scheinbar) widersprüchlichen Verdammungen der irdischen Welt stehen im Pilgrim’s Progress als Gegensätze an der Tagesordnung. Eine seichte Lektüre ohne seine Längen ist der Roman also nicht. Uns aber hat er trotzdem überzeugt – die leichtfüßigen lyrischen Beispiele von oben mögen als Beleg dafür herhalten.

Foto: Wikimedia Commons

Wir benutzen Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessern. Durch Ihren Besuch stimmen Sie dem zu.