Sonett, das: vierstrophige Gedichtform, die aus Liedern im romanischen Raum entstand (lat. sonare = „klingen“). Ein klassisches S. besteht aus vier Strophen oder Abschnitten: zwei Quartetten (vierzeilig) und zwei Terzetten (dreizeilig). In einem strengen S. weisen die Quartette umarmende Reime auf und die Terzette Schweifreime.

Das S. ist seit der Frühen Neuzeit (Dante, Petrarca) eine der beliebtesten Gedichtformen der europäischen Lyrik.1Zum klassischen Versmaß des S. wurde im 16. Jahrhundert, dem Zeitalter des Petrarkismus, der Alexandriner. Es wurde aber auch durchgehend mit anderen Versmaßen und -längen experimentiert, vgl. das Rilke-Beispiel unten. Es behandelte bis zum Barock vor allem Themen der Liebe oder der Vergänglichkeit und öffnete sich danach einem breiteren Themenspektrum. Von der Weimarer Klassik (Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller) bis ins 20. Jahrhundert (Rainer Maria Rilke, Albrecht Haushofer) wurden in der modernen deutschen Lyrik in jeder Epoche Sonette geschrieben.


Beispiel:

Atmen, du unsichtbares Gedicht!
Immerfort um das eigne
Sein rein eingetauschter Weltraum. Gegengewicht,
in dem ich mich rhythmisch ereigne.

Einzige Welle, deren
allmähliches Meer ich bin;
sparsamstes du von allen möglichen Meeren, –
Raumgewinn.

Wieviele von diesen Stellen der Räume waren schon
innen in mir. Manche Winde
sind wie mein Sohn.

Erkennst du mich, Luft, du, voll noch einst meiniger Orte?
Du, einmal glatte Rinde,
Rundung und Blatt meiner Worte.

(Rainer Maria Rilke: Sonette an Orpheus [II,I])

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