Madrigal, das: Versgruppe von 3 bis circa 20 Versen Länge. Die Zeilen können beliebig lang und mit beliebigen Versfüßen metrisch strukturiert sein. Das M. entstammt als Liedform der (italienischen) Renaissance bzw. Frühen Neuzeit. Mit der Zeit näherte sich die Form den frz. vers libres an und wurde im Deutschen mit Versen, die zu freien Rhythmen tendieren, im 17. und 18. Jahrhundert beliebter. Gereimt fand das M. auch als Abschnitts- oder Strophenform in die deutsche Lyrik Eingang, so etwa im Beispiel von Gellert unten.


Beispiel:

Zwo Schwalben sangen um die Wette,
Und sangen mit dem größten Fleiß;
Doch wenn die eine schrie, daß sie den Vorzug hätte,
Gab doch die andre sich den Preis.
Die Lerche kömmt. Sie soll den Streit entscheiden;
Und beide stimmen herzhaft an.
Nun, hieß es: sprich, wer von uns beiden
Am meisterlichsten singen kann?
Das weis ich nicht, sprach sie bescheiden,
Und sah sie ganz mitleidig an,
Und wollte sich nach ihrer Höhe schwingen.
Doch nein, sie suchten ihr den Ausspruch abzuzwingen.
So, sprach sie, will ichs denn gestehn:
Die kann so gut, wie jene, singen,
Doch singt, solang ihr wollt, es singt doch keine schön.
Hört man das Lied geistreicher Nachtigallen:
So kann uns eures nicht gefallen.

(Christian Fürchtegott Gellert: Die beiden Schwalben)

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